Die Mühlen im Zschoner Grunde

von Alwin Bergmann Dresden mit Zeichnungen von Rudolf Undeutsch Dresden 1927

Eines der lieblichsten Täler in der westlichen Umgebung Dresdens ist der Zschoner Grund, der besonders zur Zeit der Baumblüte von den Dresdner gern aufgesucht wird. Noch vor 400 Jahren bildete er ein herrliches Waldrevier mit dem reichstenWild-,besonders Hirschbestande. Die sächsischen Fürsten lagen hier mit Vorliebe dem edlen Weidwerk ob und waren mit aller Strenge damaliger Zeit darauf bedacht, diese Wildbahn in gutem Stande zu erhalten.

Anfangs des Jahres 1566 richtete Benno Fehrmann von Kemnitz ein Bittgesuch an den Kurfürsten August, „an dem Mockitzscher (Mobschatzer) Meßwege und Bächlein, des orts er etliche Acker liegen habe, eine Mahlmühle zu erbauen.“ Der Kurfürst beauftragte daraufhin am 26.Juli 1566 seinen Schösser Ambrosius Erich, Erkundigungen einzuziehen, „mit wieviel gengen die gesuchte Mahlmohl“ angelegt werden solle und „ ob sich dessen auch die anstossenden Müller, nachbarn oder Jemands anderes beschweren möchten“. Wenn der Bau zu gestatten wäre, solle er zugleich berichten, wieviel Zins die Mühle jährlich an die Rentkammer entrichten könne. Wir wissen nun freilich nicht den Bescheid des Schössers. Die Mühle aber ist erbaut worden, wie aus einem kurfürstlichen Schreiben vom 22. Juli 1566 an den Schösser zu Dresden und den Prokuraturaverwalter und Syndikus zu Meißen hervorgeht. „ Uns gelangert an, daß Benno Fehrmann zu Kemnitz eine Mohl zur Schon (Zschoner) und dann Brosius Potzscher auch zur Schon eine neue Mohl im Weisdorffer (der heutige Tännichtgrund) erbauet---Weil dann die Mohlen unser Wildtbahn halben aldo nicht leidlichen---so begehren wir hiermit befehlende, Ihr wollet beede Mohlen forderlicher abschaffen“.

Der Mühlenbau aber scheint trotzdem weitergegangen zu sein. Da machten nun auch die Förster dem Kurfürsten die Mitteilung von einer „nauerpaueten muhle in der Kospauder Leitten (Leite,Lehde=wüst liegendes Land, besonders an einem Abhange) und Zschon gelegen“ wie dadurch die Wildtbahn geschädigt würde. „ weiln dasWildt zur Zeitt doselbst einen guten Stand habe, würde es durch viel gehensund wandels abgescheuet.“ Daher erläßt Kurfürst August am 26. November 1566 an den Rentmeister und Schösser wiederholt Befehle, die Mühle abzuschaffen. Ebenso ungehalten war er über einige Bauern(„unsers Amts Dresden Unterthanen furnehmend“) hiesiger Gegend, die Rainbäume umhieben und durch „ Stauden und Räumen“ (ausroden) des Waldes die Wildbahn ernstlich gefährdeten. An demselben Tage richtet er an den Schösser noch ein besonderes Schreiben, worin er ihm sein „gnediges misfallen“ zeigt und woraus wir ersehen, daß er bereits früher diesem Beamten befohlen hatte, die neuerbaute Mühle zu beseitigen.  Er hält dem pflichtvergessenen Schösser seine nachgiebigkeit den Bauern gegenüber vor, wodurch diese in ihrer Anmaßung und Begehrlichkeit nur noch mehr bestärkt würden, während die berechtigten Klagen der Förster bei ihm kein Gehör fänden.: „ So solltest du auch auf dasjenige, so dir unsere Förstere anzeigen, daß er wiltbahnnachtheilig, nichts nachgeben und die Dinge also in den wind schlagen und die pauern dawider in allem Muthwillen stercken, an welchem allen wir ein besonders ungnediges misfallen tragen, hetten Uns auch dessen zu dir nicht vorsehen.“

Kurfürst August befiehlt ihm daher nachdrücklich, „an allen fernern vorzug obberuhrte muhle wegzuschaffen und den pauern solchen muthwillen keineswegs hienfurder zu gestatten, sondern uber unsere wiltpan, geholtzen und gerechtigkeiten mit treuem vleiß und ernst zu halten“. Die mir vorliegenden Akten schweigen sich aus, was ferner geschehen sein mag. Allein aus den Akten einer etwas späteren Zeit erfahren wir den weiteren Verlauf dieser Mühlenbauangelegenheit. Für uns ist aber vorderhand von Wichtigkeit die aktenmäßige Tatsache, daß bereits im Jahre 1566 in der Zschone eineMühle stand, durch die der Unwille des Kurfürsten erregt wurde, da er von dieser Ansiedlung, womit natürlich ein Ausroden von Buschwerk und Gehölz verbunden war, eine Schädigung des Wildbestandes befürchtete. Diese damals entstandene Mühle ist die heutige Weltemühle (heute Hotel Pattis!), nach einer Müller- bzw. Bauernfamilie benannt, die sie Generationen hindurch in Besitz hatte.

50 Jahre später kommt dieser Mühlenbau wieder in den Akten vor. Ein Sohn des 1566 genannten Benno Fehrmann, Nikolaus Fehrmann, der damals Richter im Dorfe Kemnitz war, berichtete am 18. Juni 1606 dem Kurfürsten, wie durch seine Güter „ein klein Bächlein, die Zschainbach genannt“ fließt, woran seine Vorfahren eine Mühle stehen gehabt haben, die aber durch Nachlässigkeit wieder eingegangen sei. Er bat deshalb, „wiederumb eine kleine Muehle uff einen Mahlgang an obgedachte Zschainbach zu erbauen“.  Zur Begründung seines Vorhabens führte er an, daß durch diesen Mühlenbau die kurfürstlichen Amtsmühlen keinen Eintrag erlitten, „sintemal dies bächlein so gering sei, daß man nicht allzeit wasser , sondern dasselbe durch einen schutz (Schützen) fangen müsse, dahero ich auch uber dasjenige, was ich in meiner Hauhaltung bedarf, gar selten anderen Leuten etwas geringeres mahlen könnte, sondern was an diesem geringen denselben (den kurfürstlichen Amtsmühlen) entginge, käme an Erbzins, so dißfalls dorauff geschlagen werden möchte, wiederum herein“.

Der Kurfürst beauftragte hierauf am 24. Januar 1606 den Schösser und Prokuraturverwalter zu Meißen „ zu erkunden, ob seiner Anzeige nach vor alters des orts eine Mahlmühle gestanden, wann und warum diese abgangen, auch ob ihm ohne nachteil unserer Amtsmühlen und das es sonst Niemands mit fugen zu fechten, der gesuchte Mahlgangsbau zu verstatten sei“. In einem anderen schreiben vom 20. Mai 1606 bat Fehrmann abermals um „wiederauffbauung einer Muehlen an dem klainen Bächlein der Zschainbach genannt“. Der Kurfürst beauftragte nun am 12. Juni nochmals den Schösser Abraham Pfeifer, den prokuraturverwalter martin Rabener und den Stiftsbaumeister zu Meißen hans Riegel, nachzuforschen, „wie es um sein suchen bewandt und ob demselben mit erbauung eines neuen Mahlganges ohne Nachteil unserer Amtsmühlen stadtzugeben“, auch daß niemand „mit fuger (mit Fug und Recht) einzuwenden habe“ und endlich „was uf den fall vor Erbzins darauf zu setzen sei“. Diese drei kurfürstlichen beamten begaben sich nun daraufhin am 24. Juni nach Kemnitz und nahmen an Ort und Stelle eine Besichtigung vor und zogen  bei den ältesten leuten der Gemeinde Erkundigungen ein: 1. „ ob an dem Orte, der Zschonerbach, eine Mahlmuhle gestanden habe, 2. wann und warumb diese abgangen und 3. ob sie ohne Nachtheil der kurfürstlichen Ambtsmuhlen aufs neue errichtet werden könne“.

 

Hans Bieger (Pieger) bringt alle diese Erkundigungen in einem ausführlichen Schreiben zur Kenntnis des Kurfürsten. Dieser bericht ist nun von Wichtigkeit, da durch diesen Licht in die Mühlenbauangelegenheit von 1566 kommt. Er schreibt darin u.a. folgendes: „ Am Tage Johannis Baptistae (24.Juni) haben wir uns uf angeregte Mühlstadt begeben, do wir am Bächlein, der Zschonerbach, den understen alten Wehrbaum nebenst einer alten aufgezogener Mauer und ezlicher Werkstücke, auch den nunmehr vorfülleten Möhlgraben, Möhlstandt, Wasserablauff und Flutgraben ansahen und haben alsbaldt bei Franz Freunden und Bartel Franzen, den eldisten der Gemeinde doselbst, erkundigung eingezogen, was ihnen hiervon allenthalben bewust sei. Die berichten bei denen pflichten--- das ungefehr anno 1566 bei Lebzeiten Churfürst Augusten, E. churfl.Gnaden hochlöblichsten seligsten und in Gott ruhenden Herrn Großvater Supplikantens Vater aus Gnaden erhalten, an dem Ortt eine Oberschlechtige Mühle uf 61/4 Ellen hoch zu bauen. Inmassen dann Ambrosius Ehrich, die Zeit Schösser zu Dresden, solche begnadigung öffentlich abgelesen und weill der alte Fehrmann kein Gewelb nochVerwehrung gehabt, hatte der Schösser zum Aufhebenn solche brieffe mit sich nach Dreßden genommen, die sich aber hernach bey ihme nicht hetten wollen finden lassen, dann er uf ersuchung vorgewendet, als man solche weren vorlegett, doch achteten sie davor, man werde davon in der Rentheren gutte nachrichtung finden. Es hatte aber diese Muhle über ein Jahr nicht bestanden und kaum ein Malter getrendicht gemahlen worden, weil sich hernach ezliche Müller darwider gesetzet, sonderlich aber der im Dorffe (Kemnitz) , Wenzel Adam geheißen (diese Mühle wird bereits am 25.April 1324 erwähnt).

So hätten auch die Jäger darvor nicht stimmen wollen, Vorwendende, weil das Wildt der Zeit vorselbst einen guten Standt, würde es durch viel gehens und Wandels abgescheuet, derwegen hatte man sie wiederumben abreißen müßen. Sonsten aber wehren obigt diesem Ortt und Bächlein noch zwo Muhlen, die viellmehr in Holz gelegen dann diese. Sinttemal izo mehrertheils das Holz abgetrieben und zu Äckern gemachet worden sey, wie der augenschein zeugen thete. Sie bekennen weiter, daß die ganze Nachbarschaft im Dorfe in der kurfürstlichen Mühle zu Plauen eine gewisse Anzahl Scheffel Getreide zu mahlen verpflichtet sei. Wenn nun dieser Mühlenbau seinen Fortgang haben sollte, könnten in der Mühle doch nur Viertel und halbe Scheffel gemahlen werden, nämlich den Weizen zu Grütze und Korn einzeln, weil die Wasserkraft sehr gering wäre. „Solche kleinen Mengen zu mahlen aber wäre jedem Einzelnen auch auf der Handmühle gestattet.“

Sie erbieten sich daher , auch ferner von Ihrer Anzahl Scheffel nach Plauen „die metze darvon jährlich zu erschütten“, wenn ihnen gestattet würde, in der neu zu erbauenden Mühle ihr Getreide zu mahlen. Ferner erklärt Nikol Fehrmann, „ob er auch wohl jherlich 18 Scheffel Korn in der Plauener mühle zu mahlen verbunden, sey er doch anerbietend, do ihnen der Bau nachgelassen,---jherlich 6 Groschen Erbzins im Ambt Dresden andern ein mehrers nicht als bloß halbe und viertel Scheffel zu mahlen, inmaßen es sonsten uf Handtmühlen breulichen sein solle“. Außerdem verspricht er noch, so oft er einen ganzen Scheffel mahle, jedesmal einen halben Taler Strafe ins Amt zu leisten. Bereits am 17. Juli 1606 erläßt nun der kurfürst an die drei vorgenannten Beamten folgenden Entscheid:

„dieweil wir aus sonderlichen beweglichen Ursachen den Mühlenbau zu bewilligen Bedenken tragen, als begehren wir hiermit Ihr wollet ihme auf sein ferner anhalten von seinem suchen geburhlichen abweisen“

Nikolaus Fehrmann beruhigte sich jedoch mit diesem kurfürstlichen Bescheide keineswegs. Er ließ einige Zeit verstreichen und wandte sich dann 1608 wieder an den Kurfürsten „umb nachlassung eines Mühlenbaues uf seinen Gütern an der Zschainbach“. Der Kurfürst wußte sich „der Supplikation Fehrmanns“ vom Jahre 1606 noch gar wohl zu erinnern“. Da er ihn nun anderweit untertänig gebeten hatte, so befahl er dem Schösser und Prokuraturverwalter zu Meißen und dem kurfürstlichen Mühlenvogte, den Ort, worauf die Mühle gebaut werden sollte, abermals in Augenschein zu nehmen. Nach dieser Lokalbesichtigung sei alsdann in Erwägung zu ziehen, „ ob seinem Suchen ohne Nachteil unter Ambts- und der benachbarten Mühlen fuglichen Stadt zu geben, auch was ufn fall der nachlassungvor abrichtung dorauf zu sezen sey“.

Damit schließen die Akten. Sicherlich ist dem Nikol Fehrmann nun der nachgesuchte Mühlenbau gestattet worden. Diese Mühle hieß ursprünglich „die Mühle am Mobschatzer Meß(=Kirch)Wege“, dann aber „Welte-mühle“ da sie die altangesessene Bauernfamilie Welte einige Generationen hindurch in Besitz hatte. Im Jahre 1899 ging sie durch Kauf an den früheren Briesnitzer Gasthofbesitzer Birnbaum über, der sie zu Restaurationszwecken umbauen und mit prächtigen Gartenanlagen umgeben ließ, die gewissermaßen den Eingang zum herrlichen Zschoner Grunde bildeten. Die Kriegs- und Inflationsjahre gingen auch an ihr nicht spurlos vorüber. Eine Zeitlang Nudelfabrik, dient sie seit allerjüngster Zeit wieder als gern besuchte Schankstätte.

Inmitten des Grundes und am Eingange des sogenannten hinteren Zschoner Grunde liegt die Zschoner Mühle, ein beliebter Ausflugsort der Dresdner.

 

Aus dem Bericht vom 24. Juni 1606 erfuhren wir, daß „obigt diesem ortt (oberhalb der Weltemühle)    und Bächlein noch zwo Mühlen wehren, die viellmehr im Holz gelegen seien“. Die eine von diesen ist die heutige Zschoner Mühle, die andere, die weiter im Grunde gelegene, aber längst eingegangene Steinbacher Mühle. 1573 finden wir in letzterer, „Matthes Petzsch, den Müller“, unter den Zinspflichtigen an den Briesnitzer Pfarrer. 1568 beschwerten sich diese beiden Müller „im Schonergrunde“, Gregor Götze und Matz Petzsch, beim Kurfürsten August über etliche Nachbarn (Bauern), welche ihnen das Wasser „mit bewesserung der wisenund sonsten abschlagen und furen und sie dadurch an ihrem Gewerbe des Mahlens benachtheiligen“. Der Kurfürst beauftragte daher am 29.Juli 1568 den Schösser und Rat zu Dresden, „daß sie beide Theile, Müller und Nachbarn, eines Tages zusammen kommen lassen sollten und solche Irrung nothdürfftig besichtigen und vleis vorwenden, das sie in der guete entscheiden und was ein jedes theil aus gutem alten herkommen befugt sei“.

Aus dem Jahre 1570 finden wir über die Zschoner Mühle ausführliche Aktenvor. Der Kurfürst hatte alles Mahlwerk im Umkreise einer Meile von den kurfürstlichen Amtsmühlen verboten. Gregor Götze wandte sich daraufhin am 28. August 1570 an den Kurfürsten und legte ihm mit beweglichen Worten dar, wie sein liebes, seliges Weib solche Mühle von den seligen Großeltern und rechten Eltern geerbt und wie er sie vor 37 Jahren, also 1533 , von seinen Schwägern for 100 Schock Groschen erkauft und darauf zum angelde 60 Schock Groschen und die hinterstellige Summe in jählichen Erbtagen von 8 Schock Groschen bezahlt habe. Nach dem Tode seiner Frau sei sie dann auf ihn und seine Kinder gekommen, so daß die Mühle über anderthalb hundert Jahre immer im ruhigen Besitze der Familie gewesen wäre. Da nun die Mühle seinen einzigen Erwerb bildet, wovon er und seine Familie sich unterhalten, nun aber das Mahlen dermalen ganz verboten wäre, so müsse er in seinem letzten hohen Alter und seine armen Kinder Mangel leiden. Diese Mühle muß anfangs in einem recht baufälligenZustande gewesen sein, da Gregor Götze nach Übernahme derselben gegen 100 Schock Groschen in Ihr verbaute. Sie hatte zwei Mahlgänge und ein „Ölgezeug“. Zu ihr gehörten ein Garten von 10 Scheffeln, ein Busch und eine Wiese. Alles zusammen wurde für ½ Hufe versteuert, wovon er in das Prokuraturamt Meißen jährlich 48 groschen, ½ Scheffel Korn, ½ Scheffel Hafer , 6 Hühner und 1 Schock Eier zu entrichten hatte. Von den Erbdiensten war er zwar befreit, musste aber, wenn notwendig, „mit der handt ann unsers gnedigsten Herrn bau gleich andern frohnen“. Da die Wasserkraft gering war, konnte der Müller nur „im Schutzen „ mahlen („...weiln Leute sommerzeit das Wasser uf ihre wiesen schlagen oder das dürre einselt, kann er oft in vier oder sechs Wochen gar nichts mahlen..“). Das Wasser wurde in einem Teiche angespannt, aus welchem es durch einen Mühlgraben zur mühle gelangte. Trotzdem musste sie des Sommers wegen Wassermangels gar manchmal stillstehen, weshalb auch der Verdienst des Müllers gering war. Er berichtet selbst in den angezogenen Akten,  „daß er des mahlwergs, wenn er Wasser hat, ein Jahr dem andern zu hulff (durchschnittlich) uff 20 Gulden genießen kann“. Die Leute aus Ockerwitz, Merbitz, Leuterwitz(Leuteritz), Bodemitz (Podemus), und andern umliegenden Ortschaften, „welche kein Zuckvihe habenn und das getreidicht ufm halse in die mohl bringen müssen“, waren die Mahlgäste und Kunden des Müllers. Gregor Götze bat den Kurfürsten, in Anbetracht , „daß er Seiner fürstlichen Gnaden vorfahren und seiner fürstlichen Gnaden uber 34 Jahr, auch kegen Thorga (Torgau) , wo aldo das hofflager gehalten, die gemuse (Gemüse) vonn grutzen, graupen, heide, hafern, auch vonn hanff, mohn, Rubesath und lein Oel jederzeit verfertiget“, wolle man ihm vergönnen, „den Einwohnern der dreien Dorffer Ockerwitz, Merbitz und Leuderwitz, so undter Merten von Miltitz und Wolff von Schonberg zu Maxen gehorick“, mahlen zu dürfen. Diese Dörfer waren „ungeser eine Meile weges von der Plauischen wohl gelegen“ und hatten zusammen „gegen 19 Mann“ (Besitzer), weshalb den kurfürstlichen Mühlen kein Abbruch getan würde.

Der Schösser zu Dresden, Ludwig Kynast, berichtete hierauf am 7.September 1570 dem Kurfürsten über diese Angelegenheit „des Mullers im Zschonergrunde“. Am 29.Dezember desselben Jahres ging nun von der Landesregierung an den hausmarschall Hans von Auerswald und den Schösser zu Dresden nachstehender Befehl zu:

„Lieben Getreuen. Als du , schoßer , uns underthenigst berichtest, das Greger Gotze, müller im Schonergrunde, inn unserem Ampt Dresden, des mahlwergs inn seiner muhl, wann er wasser gehabt, ein Jahr dem anderen zu hulff uf 20 Gulden jehrlich genissen habe könne. Demnach haben wir bewilliget, das ime solche 20 Gulden jehrlich bis uf hinderziehung entrichtet werden sollen. Befehlen deswegen, du schößer, wolltest ime dieselben uf zwo fristen, halb ostern nehst kunsstigk das erste (Mal) und halb Michaelis bis uff widerruff auß unserem ampt folgen lassen.“ Der Kurfürst hatte also das Verbot des Mahlens aufrecht erhalten, entschädigte aber den Müller Gregor Götze jählich mit 20 Gulden. Auch anderen Müllern der Umgegend wurde damals die Mahlgerechtigkeit entzogen bzw. abgelöst, so Wenzel Adam in Kemnitz, Wenzel Petzsch (wahrscheinlich ) ein Sohn des 1568 genannten Max Petzsch) im Schonergrunde, hans Müller zu „Kotte“), Hans Moyses zu Zaukeroda. Wahrscheinlich ist jedoch ein Widerruf des Verbotes erfolgt, so daß die Zschoner Mühle wieder in Betrieb gekommen ist.

Sie steht heute noch im Mittelpunkte des dort sich ausweitenden Tales und ist den Dresdnern wegen der idyllischen Lage und der guten ländlichen Bewirtung gar wohl bekannt. Seit 1812 befindet sie sich in ununterbrochenem Besitze der Familie Kunze. Freilich das Mühlrad klappert schon längst nicht mehr, aber ein von den Dresdnern gern ausgesuchtes Wanderziel ist sie geblieben. Besonders zur „Baumblut“ ist die gesamte Bevölkerung Dresdens im Zschoner Grunde. Baumblut einst und jetzt! Welch Unterschied!  Wenn die vergangenen Geschlechter wiederkämen, wie würden sie sich wundern! In langen Zügen strömten ehedem die Menschen aus den mauern Dresdens. Im alten Schusterhause, „bei Knoblochs“, wurde das erste mal Halt gemacht und eine Magenstärkung zu sich genommen. Dann ging es unter den Klängen einer Ziehharmonika, einer Fiedel, eines Brummbasses, einer Triangel und unter dem Gesange des damals beliebten Liedes: „Wenn Kalkelatersch in die Boomblut ziehn“ ans Endziel, in die Zschonermühle. Hier gab man sich in harmloser Weise ländlichen Genüssen hin. Braunbier und Butterbrot mit Käse wurden in Unmengen vertilgt. Ja damals erzielte schon das Braunbier die gewünschte Wirkung. Und abends, da ging es dann wieder , wenn auch zuweilen nicht mehr so stramm, mit Kind und Kegel den heimischen vier  Pfählen zu. Noch lange Zeit zehrte man an der Erinnerung der „heurigen“ Baumblut, denn eine Reise in den Zschoner Grund war für die damalige Zeit schon ein Ereignis und eine bedeutende Leistung. Unser heutiges Geschlecht freilich, das im Zeitalter der Straßen- und Eisenbahnen, der Luft- und kraftfahrzeuge lebt und groß geworden ist, mag über diese Kraftleistung des alten biedernen Kalkulators mitleidig lächeln.